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Best Practices

Hochmoderne Photovoltaik-Schindeln schmücken historischen Kornspeicher

Wie aus einem historischen Gebäude eine hochmoderne „Solarstromfabrik“ werden kann, zeigt das Beispiel des Kinzigtäler Sumhofspeichers.

Seit dessen Umsetzung auf den Liefersberger Hof und der damit einhergehenden Sanierung im Jahr 2019 ersetzen großflächige Photovoltaik-Schindeln auf der südlichen Dachfläche die bisherige Dachhaut. Optisch erinnern die maßangefertigten, rautenförmigen Platten an die Schindelbekleidung älterer Dächer. Als Dachhaut funktioniert die unauffällige Solaranlage wie normale Dachschindeln. Durch die integrierte Bauweise benötigt man keine extra wasserführende Schicht. Sie deckt das alte Gebäude homogen und vollständig ab, so dass sich ein einheitliches Erscheinungsbild ergibt. Das überzeugte auch das Landesdenkmalamt.

Die 8,9 Kilowattpeak (kWp) große Photovoltaik-Anlage versorgt nicht nur den als Seminarraum genutzten Kornspeicher mit Energie, sondern den gesamten Lieferberger Hof. Dieser besteht neben dem Hofgebäude als Wohnhaus und dem Sumhofspeicher aus einem Garagengebäude, in dem ein Architekturbüro untergebracht ist und einem historischen Backhaus. Mit einem Großteil des Jahresertrags von rund 8.475 Kilowattstunden (kWh) kann sich das unter Denkmalschutz stehende Hofensemble nun fast zur Hälfte autark mit nachhaltigem Strom versorgen.

Kenndaten

Leistung Dach [kWp]

8,9 kWp

Durchschnittlicher Ertrag pro Jahr

ca. 8475 kWh

Anteil der Eigenstromnutzung

78%

Autarkiegrad

49%

Nutzung des übrigen Stroms

Batteriespeicher und Einspeisung

CO2 Vermeidung

ca. 4,4 Tonnen CO2 äquivalente pro Jahr[1]

Fläche Dach

72,3 m²

Jahr der Inbetriebnahme

2020

Projektierer

Hardy Happle Architektur

Installateur

Holzbau Göppert GmbH & Elektro-Wolber GmbH

Modulhersteller

sunstyle AG

Ort

Wolfach-Kirnbach


[1] Einsparung gegenüber dt. Strommix  von 554 g/kWh aus BICO2BW abzüglich 40 g/kWh für die Vorketten der PV ergibt eine Einsparung von 514g/kWh.

Der Sumhofspeicher wurde im Jahre 1799 erbaut und stand 2015 kurz vor dem Abriss. Um das historische Bauwerk mit dem im Innern vorhandenen eingestelltem Kornkasten zu retten, wurde das Gebäude in enger Abstimmung mit der Denkmalpflege versetzt und sein Umbau realisiert. Experten des Fraunhofer Instituts für Solare Energiesysteme (ISE) in Freiburg berieten den Bauherrn und Architekten Hardy Happle bei der Realisierung der Photovoltaik-Anlage.

Hindernisse elegant überwunden

Die anfänglich ablehnende Haltung der Denkmalpflege gegenüber Photovoltaik-Anlagen war eine der Hürden des Projekts. Die Schindelform der Module überzeugte das Amt jedoch, so dass die Voraussetzung, um überhaupt eine Photovoltaik-Anlage installieren zu dürfen, geschaffen war. Ein zweiter denkmalkritischer Punkt war der Platz für die Technik. Diese Aufgabe ließ sich elegant lösen, in dem die nicht versetzen Kellerräume in moderner Form aus Beton wiedererrichtet wurden. Dort fanden der Wechselrichter und die Batterie Platz – ohne dass Eingriffe in die historische Substanz nötig waren.

Vorbildlicher Umgang mit denkmalgeschützten Gebäuden

Ziel des Projekts war es, eine denkmalgerechte Musterlösung zu schaffen – und dies ist gelungen. Der Sumhofspeicher ist das einzige Gebäude in Baden-Württemberg, bei dem der Schutzstatus erhalten bleiben konnte obwohl es versetzt wurde und obwohl es jetzt ein Solardach trägt. Dies ist insbesondere der intensiven Zusammenarbeit des Bauherrn mit der Denkmalpflege zu verdanken. Das Projekt dient als Vorbild für den Umgang mit historischer Substanz und dem Einsatz traditionellen Handwerks gepaart mit modernster Technik. Es erhielt deshalb eine Förderung aus dem europäischen Programm LEADER (Liaison entre actions de développement de l'économie rurale), das seit 1991 modellhaft innovative Aktionen im ländlichen Raum unterstützt. Zusätzlich wurde es mit dem Preis für „Beispielhaftes Bauen“ von der Architektenkammer Baden-Württemberg ausgezeichnet.

Architekt verbindet Nachhaltigkeit und moderne Technik

„Die intelligente Weiternutzung eines jahrhundertealten Gebäudes gehört zum Nachhaltigsten und Ressourcenschonendsten, was der Immobiliensektor zu bieten hat. Mit dem Sumhofspeicher wollten wir beweisen, dass sich die vermeintlich widerstreitenden öffentlichen Interessen Denkmalschutz und Energieeffizienz gegenseitig ergänzen können, ja sich in ihrer Zielsetzung durchaus überlagern. Barg der Speicher früher den Nahrungsvorrat der Einsiedlerfamilie, so erzeugt er heute die Energie für die gesamte abgelegene Hofanlage.“ (Architekt Hardy Happle)

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Johannes Jung