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Best Practices

Von der Ackerfläche in einem Jahr zur Photovoltaik-Freiflächenanlage

Die Photovoltaik-Freiflächenanlage in Ernsbach im Hohenlohekreis ist ein Vorzeigeprojekt: Von der Idee bis zur Inbetriebnahme dauerte es nur ein Jahr. Auf 1,4 Hektar Fläche erzeugen die rund 3.000 Solarmodule mit einer Leistung von knapp 1,6 Megawatt Peak jährlich rund 1,2 Gigawatt-Stunden Photovoltaik-Strom. Damit könnten rund 470 Haushalte versorgt werden. Anlagenbetreiber Jens Michelfelder hat sich mit der Freiflächenanlage ein zweites Standbein als Energiewirt aufgebaut.

Mit Unterstützung des Bürgermeisters der Stadt Forchtenberg, Michael Foss, des Ortsvorstehers von Ernsbach, Werner Engel, und der Behörden gelang hier die beispielhafte Umsetzung einer Freiflächenanlage. Ausschlaggebend für den Erfolg war die frühzeitige Einbindung aller Akteure vor Ort. Hinzu kamen die gut geeignete Fläche und der regionale Bezug, der die lokale Wertschöpfung in den Mittelpunkt stellt und eine hohe Akzeptanz in der Bevölkerung schafft.

Kenndaten

Leistung Freifläche [kWp]1.574 kWp
Durchschnittlicher Ertrag pro Jahr1.210 MWh ≙ 470 Haushalte
CO2 Vermeidungca. 631 Tonnen CO2 Äquivalente pro Jahr[1]
Fläche gesamt1,42 ha
Jahr der Inbetriebnahme2021
Projektiererprivat
BetreiberJens Michelfelder
OrtErnsbach

[1] Einsparung gegenüber dt. Strommix von 554 g/kWh aus BICO2BW abzüglich 40 g/kWh für die Vorketten der PV ergibt eine Einsparung von 514g/kWh.

Von der Idee zur Umsetzung

Die Idee hatte Landwirt Jens Michelfelder schon, als er die Ackerfläche erwarb: „Ab der Sekunde, als ich das Grundstück besichtigte, war für mich die Energiegewinnung an dem Standort klar“, erinnert er sich. Er ging auf Bürgermeister Michael Foss zu, der das Vorhaben sofort unterstützte. Bei einem Vor-Ort-Termin stellte Jens Michelfelder seine Pläne den Ortschafts- und Gemeinderäten vor und stieß direkt auf offene Ohren. Bürgermeister Michael Foss und der Ortsvorsteher von Ernsbach, Werner Engel, brachten das Projekt gemeinsam mit dem Gemeinderat und dem Ortschaftsrat auf den Weg.  

Jens Michelfelder setzte sich mit den Behörden in Verbindung und bekam von allen Seiten positives Feedback. Er stellte eine Netzanfrage, die positiv ausfiel: Der PV-Strom könne direkt an dem Flurstück eingespeist werden. Der Umweltschutzbeauftragte gab ebenfalls grünes Licht.

Nachdem die Entscheidung für die Photovoltaik-Anlage schnell getroffen war, verlief die Umsetzung in der Stadtverwaltung und dem Landratsamt ebenfalls reibungslos. „Nicht nur bei der politischen Entscheidung gab es von allen Seiten sehr positive Rückmeldungen, auch bei der Umsetzung in der Verwaltung“, berichtet Bürgermeister Michael Foss. Auch das Landwirtschaftsamt unterstützte das Projekt von Beginn an, so konnte die Bearbeitung gemeinsam mit dem Baurechtsamt effizient abgeschlossen werden. Die Genehmigungen des Flächennutzungsplans und des Bebauungsplans wurden sehr rasch erteilt. Vom Planungsbeginn bis zum Bau der Photovoltaik-Anlage verging nur ein Jahr.

Wie das Erfolgsprojekt gelang

„Das Projekt war ein Musterbeispiel von A bis Z, wie man eine PV-Freiflächenanlage umsetzt“, beschreibt Bürgermeister Michael Foss. Günstige Rahmenbedingungen und das offene Vorgehen des Anlagenbesitzers sorgten für den Erfolg.

Der Standort ist sehr gut geeignet: Die Fläche befindet sich in einem benachteiligten Gebiet, die Ackerzahl liegt unter 40, der Boden ist nicht direkt für landwirtschaftliche Kulturen geeignet. Hinzu kommt die Hanglage in Südrichtung und die klare Abgrenzung der Fläche. Die Eignung des Standorts spielte eine wichtige Rolle für den Erfolg des Projekts: Statt „je größer, desto besser“ kommt es auf eine smarte Standortsuche an. Ebenso wichtig: eine vorausschauende Planung. Angesichts der hohen Baukosten sollten auch die Finanzierung und die Betreiber frühzeitig festgelegt werden.

Jens Michelfelder ging von Anfang an auf die relevanten Akteure zu: Er suchte das Gespräch auf Augenhöhe, vereinbarte Vor-Ort-Termine. So gelang es ihm, alle einzubinden und potenzielle Skeptiker zu überzeugen. „Entscheidend ist, dass man damit beginnt, von Anfang an Gespräche zu führen und nicht nur Unterlagen bei den Behörden einreicht“, empfiehlt er.

„Herr Michelfelder hat alle – die Entscheidungsträger und die Verwaltung – frühzeitig eingebunden, sein Vorgehen war sehr ehrlich und transparent“, so Bürgermeister Michael Foss. Generell herrschte in der Stadt Forchtenberg eine Offenheit für den Ausbau der erneuerbaren Energien. Es gibt bereits acht Windkraftanlagen in den Verbandsgemeinden.

Hinzu kommt der lokale Bezug, der eine hohe Akzeptanz in der Bevölkerung schaffte. „Der Initiator war kein externer Investor, sondern ein Landwirt aus dem Ort, der sich mit der PV-Anlage ein zweites Standbein als Energiewirt aufbauen wollte“, berichtet Michael Foss.

Die lokale Wertschöpfung stand von Anfang an im Zentrum. Den Bau und Betrieb der Anlage übernahmen lokale Unternehmen aus der Region: Das Unternehmen SPM aus Niedernhall errichtete die Unterkonstruktion und verankerte sie im Erdreich. Technisch betreut wird die Anlage durch den Familienbetrieb Tauberenergie Kuhn aus Markelsheim im Taubertal. Auch die Gemeinde profitiert: Die PV-Anlage vergrößert das Steueraufkommen und trägt zur klimafreundlichen Energieversorgung bei.

Das Ergebnis überzeugt

Seit ihrer Inbetriebnahme im Jahr 2021 produziert die erste PV-Freiflächenanlage der Stadt Forchtenberg zuverlässig PV-Strom. Der fließt ins öffentliche Netz, ein regionales Unternehmen vermarktet den Strom. Ganz im Sinne des Arten- und Naturschutzes umrahmt ein Blühstreifen die Anlage. Die unten offenen Zäune sind für Kleintiere durchlässig und bieten Rückzugsräume zum Beispiel für Wildhasen.

Jens Michelfelders Landwirtschaftsbetrieb liegt zehn Kilometer entfernt. Er schaut regelmäßig nach dem Rechten, denn die Anlage muss überwacht werden. Den eigenen Betrieb versorgt er mit Photovoltaik-Dachanalagen, die erste wurde schon im Jahr 2004 installiert. Er setzt sich für eine nachhaltige lokale Wertschöpfung ein. Sein Antrieb: Den Kreislauf aus hohen Energiekosten in der Landwirtschaft und dem hohen Energiebedarf im eigenen Betrieb zu schließen. Und er möchte einen Beitrag in seiner Gemeinde leisten: „Mein Bestreben ist, dass die Landwirtschaft in einer Gemeinde Gutes tut, dass ich hier in Ernsbach Strom erzeuge, der in nächster Nähe wieder verbraucht wird. Es geht auch darum, die Landwirtschaft und die Verbraucher näher zusammenzuführen“, so Jens Michelfelder.

Vorzeigeprojekt weckt Interesse

Das Erfolgsprojekt sprach sich herum. Einige Berufskollegen, die anfangs noch sehr skeptisch waren, spielen mittlerweile mit dem Gedanken, auch PV-Anlagen zu errichten.

Mandatstragende und interessierte Bürgerinnen und Bürger machten sich bei einer Exkursion des regionalen Photovoltaik-Netzwerks Heilbronn-Franken im Herbst 2022 ein Bild. Das Klimazentrum Hohenlohe hatte Ortschaftsrätinnen und -räte, Gemeinderätinnen und -räte, Bürgermeisterinnen und Bürgermeister und Mitglieder des Kreistags aus dem gesamten Hohenlohekreises eingeladen. Auch junge Menschen aus der Region werden ermutigt, über Photovoltaik in der Landwirtschaft nachzudenken: Angehende Landwirtinnen und Landwirte der Akademie für Landbau Kupferzell im Hohenlohekreis besichtigen im Rahmen ihrer Ausbildung die Freiflächenanlage.

„Photovoltaik zieht an: Einer macht den Anfang, die anderen ziehen nach. Die Pioniere – wie hier im Ort Jens Michelfelder – spielen eine ganz wesentliche Rolle“, resümiert Joachim Schröder vom Klimazentrum Hohenlohe.

Interessierte sind eingeladen, die Photovoltaik-Freiflächenanlage in Ernsbach zu besichtigen.

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