Unterstützung für die Handwerksbetriebe: Die Fachkräfte-Offensive des Photovoltaik-Netzwerk Baden-Württemberg
Der Fachkräftemangel im Handwerk ist nicht nur eine wirtschaftliche und gesellschaftliche Herausforderung, sondern erschwert auch das Erreichen der Klimaschutzziele in Baden-Württemberg. Um dem entgegenzuwirken hat das Photovoltaik (PV) - Netzwerk Baden-Württemberg eine Fachkräfte-Offensive für Solarbetriebe gestartet. Hier werden kleine Projekte initiiert oder unterstützt, die dafür sorgen sollen, dass die Fachkräfte mehr Sonnenstrom auf die Dächer bringen können.
Am Donnerstag, den 25.05.2023 ging die Fachkräfte-Offensive des PV-Netzwerk Baden-Württemberg in die erste Runde. Bei einem Online-Treffen der Branche konnten sich Handwerksbetriebe, die in der Solarbranche tätig sind, über viele Themen rund um den Personalmangel im Handwerk austauschen.
„Der Fachkräftemangel in den Handwerksbetrieben ist eine der großen Herausforderungen, die wir lösen müssen, um die geplanten Zubauziele bei der Photovoltaik zu erreichen“, sagte Antonia Gordt vom Solar Cluster Baden-Württemberg. Dieser Herausforderung müsse man auf vielen Ebenen und vielschichtig begegnen: es sei wichtig junge Menschen an das Handwerk heranzuführen, bürokratische Prozesse abzubauen oder zu vereinfachen, die Fachkräftegewinnung aus dem Ausland zu erleichtern und den Handwerksberufen mehr gesellschaftliche Anerkennung entgegenzubringen.
Die Akteure des PV-Netzwerks möchten sich auch auf die Vermittlung von Hilfskräften konzentrieren, da diese Maßnahme recht kurzfristig eine Erleichterung ermöglichen kann – auch, wenn viele Betriebe ausschließlich auf Fachleute setzen. Dies wurde bereits in der vorgestellten Online-Umfrage deutlich, an der zwischen November 2022 und Anfang 2023 über 130 Solarteurbetriebe teilnahmen. Obwohl über 80% der Betriebe angaben, dass sie aktuell unter Personalmangel leiden, bejahten jedoch nur etwas über die Hälfte, dass eine Unterstützung durch Hilfskräfte und kurzfristige Aushilfen die Situation in ihrem Fachbetrieb entschärfen würde. Die Gründe hierfür sind vielschichtig. Neben einer langen Einarbeitungszeit, nach zeitaufwändiger und schwieriger Gewinnung von guten Hilfskräften, wurde von vielen Betrieben auch das Argument geführt, dass Hilfskräfte kaum einsetzbar sind, wenn sie nicht durch ausreichend Fachkräfte angeleitet werden können.
Ein weiteres im Online-Treffen diskutiertes Thema war die Frage „Wie gewinne und halte ich Fachkräfte?“ Hier kam der Impuls von André Gerbe, Geschäftsführer des Dienstleistungsunternehmens „Wir rocken das Handwerk“, das sich auf Handwerksmarketing spezialisiert hat. Im Zentrum des Impulses stand die Frage, wie die Handwerksbetriebe in ihrer Region wahrgenommen werden. Authentizität, Fairness und ehrliche Wertschätzung für die Mitarbeiter*innen seien oft wichtigere Faktoren als die Entlohnung.
Zur Gewinnung von Hilfskräften wurden zwei innovative Projekte vorgestellt: das Solarcamp Freiburg und die Mitmachkonferenz in Radolfzell. Im Solarcamp Freiburg werden 50 Personen zu Assistenzkräften ausgebildet. Die Ausbildung sieht vor, nach der Vermittlung von Theorie und Praxis in der ersten Woche das EuP Zertifikat (Elektrotechnisch unterwiesene Personen) zu erhalten. In der zweiten Woche startet das Praktikum zur Übung und Festigung des Gelernten. Mit 50 Personen sei dies zwar nur ein Tropfen auf den heißen Stein, so Mitorganisatorin Fiona Bauer, doch das Camp bringe das Thema „Fachkräftemangel“ in die Gesellschaft und auf die politische Agenda. Zudem seien in Deutschland dieses Jahr 6 weitere Solarcamps geplant, mit dem Ziel, deren Anzahl in den kommenden Jahren noch zu erhöhen.
Bei der Mitmachkonferenz waren alle Bürgerinnen und Bürger eingeladen, sich aktiv für den Klimaschutz in Radolfzell einzubringen. Dabei wurde unter anderem das Projekt Energiewendehelfer*in vorgestellt. Hierbei können Personen bei der Montage von PV-Modulen helfen und in das Arbeitsumfeld reinschnuppern. Ziel dieses Projekts ist, viele Personen über Praktika zu begeistern und ihnen anschließend bei Handwerksbetrieben eine Einstiegsmöglichkeit zu geben.
Die Online-Veranstaltung wurde mit einer Diskussionsrunde und einem Erfahrungsaustausch der anwesenden Fachbetriebe abgerundet. Man war sich einig: Wertschätzung den Mitarbeitenden gegenüber, Mitspracherecht sowie gutes Arbeitsmaterial sind oft wichtiger als die monetäre Vergütung, um Auszubildende im Betrieb zu halten oder auch neue Fachkräfte zu gewinnen.
Die Auswertung der Umfrage finden Sie zusammengefasst in der Präsentation der Umfrageergebnisse.
Ansprechpartnerin:
Dr. Anne Hillenbach
Energieagentur Regio Freiburg
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